Die Lesselallee im Sommer 2015 nach dem Sturm, der in der Stadt Bäume umgerissen hat.

Lesselallee

Die Lesselallee im Sommer 2015 nach dem Sturm, der in der Stadt Bäume umgerissen hat. (Foto: Sabine Kronenberger)

Im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim, im Naturschutzgebiet Maaraue, gab es bis Oktober 2014 eine Kastanienallee auf die Generationen blickten, mit der viele Kostheimer Kindheitserinnerungen verbanden. Über siebzig hundertjährige Kastanien säumten den Spazierweg vor der Mainmündung – die Lesselallee. Wegen einer Pilzerkrankung hatte das Stadtparlament das Fällen der Bäume geplant. Über die Diagnose stritten Fachleute und Sachverständige.

Der Widerstand der Bürger gegen das Fällen den Bäume baute sich über einige Jahre auf, die Medien nahmen teil und berichteten über die kontroversen Standpunkte. Auch ich hatte mich dem Bürgerprotest angeschlossen und war zuversichtlich, dass diese prächtigen Bäume nicht fallen würden. Es kam anders.

Im Morgengrauen am ersten Novembertag starben sie. Die leidenschaftliche und engagierte Auflehnung der Bürger wurde durchaus gehört und verstanden, die Bürokratie jedoch war mächtiger.

Am Tag nach ihrem Tod lief ich über das Leichenfeld, konnte das Gemetzel noch erahnen, brach ein paar Zweige ab. Sie waren schon mit ihren Knospen auf den kommenden Frühling vorbereitet. Den sollten sie nicht erleben – per Dekret. Eine gewaltige Maschine war stupide und zielgerichtet damit beschäftigt, die gefallenen Bäume bis zur Unkenntlichkeit zu häckseln. Trauer und das Gefühl von Ohnmacht hatten mich beschlichen.

Collier :: eines der Schmuckobjekte, die aus den Baummarken entstanden. (Foto: Sabine Kronenberger)

Mein Blick fiel auf die Identitätsmarken, Alubleche mit Nummern. Ein Baumleben hat eine Nummer, für dessen Verwaltung. Ein gefällter Baum wird nicht mehr verwaltet, er wird verarbeitet. Diese Marken zu einem Schmuckstück verarbeiten – zu einer Erinnerung, welche die Kastanien unsterblich machen würde… – ich sammelte so viele ich finden konnte.